Auf offene-doktorarbeit.de wird das erste Mal versucht ein Dissertation (Titel: „Von Open Access zu Open Science: Zum Wandel digitaler Kulturen der wissenschaftlichen Kommunikation“) offen zu verfassen. „Offen verfassen“ bedeutet in diesem Fall, dass die Arbeit direkt und unmittelbar während der Erstellung für jeden, jederzeit frei zugänglich unter einer freien Lizenz (CC-BY-SA) veröffentlicht wurde. Der aktuelle Stand der Arbeit entspricht zu jedem Zeitpunkt dem Stand unter http://live.offene-doktorarbeit.de. Die Arbeit soll darüber hinaus auch andere und zukünftigen Promovenden die Möglichkeiten und Grenzen einer offenen Schreibweise aufzeigen und diese Dokumentieren. 2018 erfolgte die Veröffentlichung als Buch beim meson press Verlag.
Status: Promotion abgeschlossen und veröffentlicht
Bei der Arbeit handelt es sich um eine Studie zum Verständnis der Konzepte von Open Access und Open Science im Rahmen der Digitalisierung, der Differenzierung zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Reputation. Ziel der Arbeit ist die Abarbeitung der definitorischen Fragen um die Begriffe Open Access und Open Science in seinen unterschiedlichen Ausprägungen vor dem Hintergrund von wissenschaftlicher Reputation und über die unterschiedlichen Fachdisziplinen, sowie die Identifikation der Treiber und Bremser für die Öffnung von wissenschaftlicher Informationen und Prozesse durch eine Befragung der wissenschaftlichen Gemeinschaft und die Dokumentation des eigenen offene Promotionsvorhabens (Arbeitsperspektive).
Im Verlauf der Arbeit wurden die Vorannahmen zum Interesse an der Öffnung wissenschaftlicher Kommunikation und der Verbreitung dieser den praktischen Gegebenheiten im wissenschaftlichen Alltag in einer Befragung gegenübergestellt. Dabei wurde die Thematik in Bezug zu den Herausforderungen an die wissenschaftliche Gemeinschaft und das wissenschaftliche System gesetzt sowie in den historischen Kontext gestellt. In diesem Zusammenhang wurden insbesondere die Diskrepanz zwischen der Idee der Öffnung von wissenschaftlicher Kommunikation und der wissenschaftliche Realität adressiert, sowie Katalysatoren und Hindernisse für die Umsetzung der Konzepte rund um die Öffnung von Wissenschaft identifiziert und empirisch überprüft.
Die Erfahrungen und Meinungen der befragten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wurden den Erfahrungen aus dem Selbstversuch des jederzeit öffentlich einsehbaren Erstellungsprozesses dieser Arbeit gegenübergestellt, die Unterschiede zwischen den Disziplinen herausgearbeitet und Handlungsempfehlungen für das offene Bearbeiten wissenschaftlicher Fragestellungen abgeleitet. Abschließend wurden die Ergebnisse zusammengefasst, bewertet und in einem Ausblick Anknüpfungspunkte für weitere Forschungsbemühungen dargestellt.
Mehr Informationen zu der Arbeit und zum Vorgehen:
- zum Zeitplan
- zur genutzten Plattform
- zum Vorhaben im Rahmen von Vorstellungen und Kolloquien
- zur durchgeführten Umfrage
- zum aktuellen Stand der Arbeit
- zur finalen Veröffentlichung dieser Arbeit beim Open-Access-Verlag meson press
Warum ist dieses Vorhaben relevant?
- Auseinanderdriften der Interessen zwischen der privatwirtschaftlichen Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse und der ursprünglichen Aufgabe von Wissenschaft, neues überprüfbares Wissen zu produzieren und zu verbreiten
- Aktuelles System steht auch praktisch dem Bestreben, dass es der Wissenschaft im Kern um Erkenntnisse und die uneingeschränkte Zurverfügungstellung dieser geht (zumindest teilweise) entgegen
- Wissenschaftliche Publikations- und Kommunikationskrise: Als Resultat von wachsendem Kostendruck, Preissteigerungen, Herausforderungen bei der Überprüfung und die Einschränkung des Zugriffs auf wissenschaftliche Informationen
- Neue Möglichkeiten der Dissemination rufen Wandel externer und informeller Kommunikation hervor
- Herausforderungen bei der Wahrung der Freiheit von Wissenschaft und Forschung bei möglichst uneingeschränkter Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse
- Wenige Bemühungen die bisherigen Entwicklungen im Bereich der Forderung nach Öffnung wissenschaftlicher Kommunikation aus geistes- und kulturwissenschaftlicher Perspektive genauer zu untersuchen
- Wenig Erkenntnisse über die Öffnung wissenschaftlicher Kommunikation und deren Gegenüberstellung empirisch erhobener Daten
- Kaum Versuche die theoretischen Erkenntnisse praktisch-experimentell zu überprüfen
- Wenig differenzierte Diskussion und kritische Ausblicke für weitere Entwicklungen im Sinne der Verarbeitung von Forschungsergebnissen sowie der Anwendung und Neuinterpretation von Ergebnissen
Über den Promovenden
Christian Heise, ist Politikwissenschaftler, war zum Zeitpunkt der Erstellung wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hybrid Publishing Lab der Leuphana Universität und promoviert zum Thema Open Science. Zuvor war er als Manager bei der Deutschen Presse Agentur und bei ZEIT ONLINE tätig. Er ist Vorstandsmitglied bei der Open Knowledge Foundation Deutschland sowie im Förderverein für freie Netzwerke.
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