Vorstellung des Promotionsvorhabens beim Kolloquium am Institut für Kultur und Ästhetik Digitaler Medien der Leuphana Universität Lüneburg.
Ziel der Arbeit: Abarbeitung der definitorischen Fragen um die Begriffe Open Access und Open Science in seinen unterschiedlichen Ausprägungen, Identifikation der Treiber und Bremser für die Öffnung von wissenschaftlicher Informationen und Prozesse durch Befragung und Dokumentation des eigenen offene Promotionsvorhabens (Arbeitsperspektive).
Fragestellungen:
- Welche Faktoren begünstigen die Öffnung von Wissenschaft in einer wissenschaftlichen Disziplin?
- Warum ist Open Access in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen unterschiedlich weit verbreitet?
- Welche Faktoren begünstigen den Einsatz von Open Access und Open Science Konzepten in einer wissenschaftlichen Disziplin?
- Wie stark wirken extrinsische Faktoren wie Reputation oder Kosteneinsparungen als Treiber für den Einsatz von Open Access und Open Science für wissenschaftliche Publikationen?
- Welche weiteren extrinsischen Faktoren unterstützen die Verbreitung von Openness in Wissenschaft und Forschung?
- Welche Möglichkeiten bieten Openness für inner- und außeruniversitäre Bildung und Forschung?
- Führt der Offene (und freie) Zugang und die Diskussion über intellektuelles Eigentumsrecht zu eine Entökonomisierung von Wissen und zu einer fundamentale gesellschaftliche Erneuerung?
- Welche mögliche Auswirkungen sind auf das Selbstverständnis von Wissenschaft und Wissenschaftler zu erwarten?
- Was bedeutet Offenheit und freier Zugang im Rahmen des wissenschaftlichen Diskurs- und Machtbegriffs?
forschungsleitende Hypothese:
Open Access befindet sich in einer Übergangsphasen von der reinen offenen Bereitstellung wissenschaftlicher Publikationen (Zugang) zur umfassenden und offenen Wissensverteilung (Zugriff) an die Gesamtgesellschaft.
weitere Annahme für diese Arbeit sind:
a) dass die Open Access und Open Science Bewegung sehr fragmentiert ist und
b) dass neben der unterschiedlich starken Verbreitung in den verschiedenen wissenschaftliche Fachrichtungen ausgeprägt und
c) dass die Definitionen von Open Science und Open Access in Wissenschaft stark variieren
d) dass die Wissenschaftler/innen selbst den Wandel hin zur Öffnung bremsen/ablehnen.
Deshalb: Open Science und Open Access medienkulturwissenschaftlich in ihren technischen als auch in ihren gesellschaftlichen und politischen Aspekten sowie die kulturellen Auswirkungen der Medienbrüchen (im Rahmen von hybridem Publizieren) auf theoretischem Niveau reflektiert werden.
Analyse in dieser Arbeit aus Perspektive des Produzenten und auch aus der (damit nicht immer harmonisierenden) Perspektive des Rezipienten beziehungsweise Medienkonsumenten
Es soll adressiert werden inwiefern Macht, regulierende Prinzipien wie Verknappung sowie die Ein- und Ausgrenzung in den wissenschaftlichen Diskursen, nach dem Diskurs- und Machtbegriff von Michel Foucault, mit den Modellen der Open Initiativen in der wissenschaftlichen Kommunikation vereinbar sind oder dem gegenüberstehen.
(Eine aktuelle Untersuchung über die Verbreitung von Open Access Veröffentlichungen in den unterschiedlichen Kategorien sowie eine Begründung für eine unterschiedliche Verbreitung steht aus und soll im Rahmen dieser Arbeit erfolgen. Darüber hinaus sollen die politischen Prozesse in der Medienwirtschaft beobachtet und im Rahmen der Arbeit auch dort experimentell eingegriffen werden.)
Methodik
Die Herangehendweise folgt der Auffassung des Medientheoretikers Geert Lovink, der eine Methodik für die Erforschung der digitalen Kultur für zwingend für notwendig erachtet.
- Das Konzeptionelle/Theoretische im Rahmen der Literaturanalyse für die Begriffsbestimmung von Open Science und Open Access mit dem Fokus auf die Differenzierung zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und dem anstehenden Paradigmenwechsel bei der Betrachtung der wissenschaftlichen Reputation,
- Das „Ethnographische“ im Rahmen der Befragung zur Identifikation der Treiber und Bremser für die Öffnung von wissenschaftlicher Informationen und Prozesse auf der Grundlage einer Befragung von „Wissenschaftlern über ihre Publikations- und Rezeptionsstrategien im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach freiem Zugang und den Institutionen der Reputationsvermittlung“ des soziologischen Forschungsinstituts Göttingen aus dem Jahr 2007 sowie
- das Experimentelle durch das dokumentieren des eigenen offene Schreibens.
Feedback und Kritik der Teilnehmer/innen
– Arbeit darf nicht zu affirmativ sein; Policy für Openness aussen vorlassen; unbedingt stärker auf beide Seiten achten- Prioritätsstreit zwischen Newton und Leibniz mit aufnehmen als Beispiel für Veränderungsprozesse in der Wissenschaft (offene vs. geschlossene Wissenschaft)
– nicht auf zu affirmativen methodischen Ansatz setzen (Geert Lovink)
– Forschungsraum klar eingrenzen
– Genzen der Öffnung stärker debattieren und aufzeigen
– auf vergleichbare Forschung eingehen
– Arbeitsperspektive berücksichtigen
– Bei der Frage nach dem Grund für wissenschaftlicher Verknappung Randall Collins und Luhmann stärker einfließen lassen